Allgemein 13.02.2015

Politik und Games: Endlich wächst zusammen, was schon immer zusammen gehört

BLOWBACK | DIE SUCHE verhandelt ein großes geopolitisches Thema unserer Zeit: Wasserknappheit. Zum Start unseres Hörgames haben wir Christian Schiffer, Herausgeber der  WASD, eines Bookazines zur Gameskultur, gebeten, einige Gedanken zum Thema beizusteuern.

Computerspiele sind politisch. Sie waren es schon immer, nur ist das lange Zeit kaum jemandem so richtig aufgefallen. Als 2007 der Politikwissenschaftler Tobias Bevc Woche den Sammelband „Computerspiele und Politikherausgibt, wird bereits im Vorwort darauf hingewiesen, wie sehr bislang die Frage vernachlässigt wurde, ob und wie  Computerspiele Politik und Gesellschaft konstruieren. Damals stimmt das ja auch: Computerspiele sind zwar politisch,nur reden mag darüber kaum jemand.

Dabei ist es doch eigentlich so banal: Menschen, die Computerspiele machen, leben nicht in einem politikfreien Vakuum. Menschen die Computerspiele machen, haben politische Ansichten und die fließen auch in ihre Spiele ein – mal mehr mal weniger, mal bewusster mal unbewusster. Dem Computerspieljournalismus allerdings ist es lange Zeit ziemlich egal gewesen, welche politische Inhalte von einem Spiel transportiert werden, so lange es nur genügend Waffen zur Auswahl gibt und die Spielmechanik einigermaßen passt.  

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WASD Ausgabe 6_Cover © WASD

Das hat sich mittlerweile gründlich geändert: „Select System: Politik und Computerspieleso lautet der Titel der zweiten Ausgabe der WASD, des Bookazines, das ich herausgebe. Keine andere Ausgabe ist bislang auf so großes Interesse gestoßen. Kein Wunder: Das Nachdenken und Diskutieren über Politik in Games hat gerade Hochkonjunktur. In Blogs und auf Youtube wird über Kriegs – und Frauenbilder in Computerspielen aufgeklärt, plötzlich wird darüber gefachsimpelt, wie es aussieht mit Rassismus in Spielen und wie sie denn verhandelt wird, die Obdachlosigkeit in „Sim City“.

WASD-Logo

WASD-Logo © WASD

Die Rezeption des Mediums Computerspiel politisiert sich mit rasender Geschwindigkeit, fast so als wolle man in wenigen Monaten das nachholen, was so lange Zeit links liegen gelassen wurde. Und diese Entwicklung ist durchweg positiv, sie holt Computerspiele endgültig aus der infantilen Spielzeug-Ecke und gibt dem Medium die Relevanz, die es verdient. Und mehr noch: Schon immer gab es politische Filmregisseure, politische Musiker, politische Schriftsteller und Theatermacher. Jetzt gesellt sich endlich auch der politischen Gamedesigner hinzu, der sein Medium nutzt um aufmerksam zu machen auf Themen wie Einwanderung, Sexismus, Datenschutz oder Krieg oder auf den Kampf um das Wasser, so wie es „Blowback“ tut. 

Filme wie „Philadelphia“, Serien wie etwa „Holocaust“ oder Erzählungen wie „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ haben in der Vergangenheit immer wieder gesamtgesellschaftliche Debatten angestoßen. Warum sollte dies nicht bald auch einem Computerspiel gelingen?

Christian Schiffer arbeitet als Hörfunkjournalist in München. Er ist Herausgeber der WASD, einem Bookazine für Gameskultur.