Allgemein 17.12.2014

Gespräch mit Toningenieur Bernd Friebel

Elisabeth R. Hager sprach mit Bernd Friebel, Toningenieur und „Kunstkopf-Experte“ bei Deutschlandradio Kultur, über seine Erfahrungen mit dem Projekt BLOWBACK.

Wie unterscheidet sich die Arbeit an BLOWBACK von Projekten, die Sie sonst als Toningenieur betreuen?

Tja, worin besteht der Unterschied? Bei einem normalem Hörspiel bekommt man als Toningenieur das Skript, liest es sich durch, hat die Story und weiß: „Er mit ihr und sie mit ihm. Und die drei reden miteinander“. Du hast eine Szene nach der andern und dann ist gut. Bei diesem Stück hatten wir 26 Schauspieler, die alle nacheinander allein ins Studio kamen. Ihre Textpassagen wurden einzeln aufgenommen. Ein dutzend Mal jedes Wort bis es der Regisseurin Elisabeth Putz gefallen hat. Und dann habe ich ihr auf einer Festplatte alle Sprach- und Geräuschaufnahmen mit nach Hause gegeben. Als sie im November wiederkam, hat sie mir das ausgesuchte Material auf einzelnen Spuren wieder mitgebracht. Erst dann begann eigentlich meine Arbeit an BLOWBACK.

Toningenieur Bernd Friebel bei der Arbeit © René Fietzek

Toningenieur Bernd Friebel bei der Arbeit © René Fietzek

War das reizvoll oder eher beängstigend?

Also ehrlich gesagt war es schon ein wenig beängstigend. Man kann sich auf so eine Produktion kaum vorbereiten. Ich konnte mir zum Beispiel nicht vorher überlegen: Wie baue ich diesen Raum, weil ich gar nicht wusste, welcher Raum das sein soll. Meine Arbeit bestand hauptsächlich in der Frage: Wie willst du’s haben? Und das hab‘ ich dann im nächsten Moment gemacht… (lacht)

Ist das das erste Audiogame, das sie betreuen?

Ja. Allerdings in Richtung „Handy im Hörspiel“ ging es schon einmal. Ich war bei RADIOORTUNG dabei. Auch da haben wir Sounds für‘ s Handy erstellt, gebastelt, aufgenommen. Auch da war der Kunstkopf mit dabei – auf dem Alexanderplatz. Da hab‘ ich schon ein wenig Erfahrungen gesammelt. Deshalb sind sie wahrscheinlich hier im Haus wieder auf mich gekommen. Vor allem, weil man der Meinung ist, ich wäre der Kunstkopfspezialist (lacht).

Derzeit arbeiten Sie hier im Studio an den Geräuschen. Was ist dabei anders als bei Wortaufnahmen?

Game Codes © Bernd FriebelWir konfektionieren jetzt für‘ s GAME die etwa 600 Soundfiles. Ich sorge dafür, dass alle die richtigen Räume, Lautstärken und Richtungen bekommen. Die Anschlüsse zu den vorherigen und folgenden Levels müssen genau stimmen. Es gibt Mono und Stereo Files. Es sind auch Textpassagen dabei. Sie funktionieren aber eher wie Geräusche, zum Beispiel die Stimmen im Fahrstuhl oder in einzelnen Cutszenen. Das ist wirklich Sounddesign pur. Höchste Konzentration ist beim Beschriften und Exportieren der Dateien für die Programmierer gefordert. Dabei steht mir das Team im Studio aufmerksam und hilfreich zur Seite. Ohne unsere exquisite Buchführung geht da gar nichts.

Für BLOWBACK wurden viele Aufnahmen mit dem Kunstkopf gemacht. In Ihrer Arbeit als Toningenieur gelten Sie als „Kunstkopfspezialist“. Wie haben Sie sich diesen Titel verdient?

Das wüsste ich auch gern! (lacht) Also: Ich mache als Toningenieur seit 1981 Hörspiele, habe in der Nalepastraße angefangen, beim Rundfunk der DDR. Wir hatten auch Kunstkopf -Produktionen allerdings waren nur 2 Toningenieure damit betraut. Und ich war nicht dabei. Der DDR-Rundfunk musste einen Teil der Technik und Mikrophone für Devisen einkaufen. Und da haben sie – glaub ich – nicht jeden rangelassen. Natürlich hab‘ ich die Hörspiele gehört und war sehr interessiert an der technischen Umsetzung. 20 Jahre später wurde ich hier im Haus für RADIOORTUNG angefordert. Das war dann eigentlich mein erstes Kunstkopfprojekt. Und nach zwei Jahren Pause schaue ich auf den Dienstplan und da steht „AUDIO – GAME“. Und da hab‘ ich dann gefragt: Na, was ist denn das? Und schon ging’s wieder weiter mit dem Kunstkopf… (lacht)

Haben Sie ein Lieblingsgeräusch im Stück/ im GAME?

Nein, es sind so viele… Aber was ich gut finde: Es ist das erste Science Fiction Hörspiel, das ich je gemacht habe. Seit dem Beginn meiner Laufbahn im Radio habe ich mir gewünscht, einmal ein solches Hörspiel produzieren zu können. Ich find‘ es toll, dass Elisabeth Putz, soweit möglich, akustisch in die „Vollen“ greift und auch ein bisschen reißerischere Geräusche verwendet, wo man denkt: Wow, das klingt ein wenig wie Hollywood!

Screenshot aus dem Making of: Bernd Friebel und Katrin Moll testen BLOWBACK ©Mario Weise

Screenshot aus dem Making of: Bernd Friebel und Katrin Moll testen BLOWBACK ©Mario Weise

Sind Sie auch privat ein Gamer?

Ich bin ehrlich gesagt nicht so der Freund von HandyGames. Eher der Freund von Computern und HiTech. BLOWBACK werde ich natürlich spielen und bestimmt Freude dran haben. Alles, was mir technisch möglich ist, probiere ich gerne aus. Ich hab zum Beispiel mein Haus ein wenig automatisiert. Wenn ich weggehe, geht’s Licht aus und wenn ich wiederkomme, geht’s wieder an. Der Technik wegen reizt mich das. Mich würde zum Beispiel auch interessieren, wie der Programmierer Florian Conrad und sein Team das Ganze technisch realisieren. Da würd‘ ich gern mal daneben sitzen und ihnen über die Schulter schauen.